Die Posaune
Die Entstehung der Blasinstrumente allgemein liegt in der vorgeschichtlichen Epoche der menschlichen Gesell-schaft. Tierhorn, Mammutzähne, Pflanzenrohre, Holz, Muscheln und Knochen waren das naturgegebene Material. Aus der Frühgeschichte zahlreicher Völker sind uns aber auch aus Metall gegossene und getriebene Blechblasinstrumente überliefert – so die keltische in einen Ungeheuerkopf auslaufende Karnyx (Schreibung nach C. Sachs), die langen (8 Fuß) Tempelposaunen der Tibetaner, die zylindrisch gebaute, gerade oder auch am Schallbecher zurückgebogene lange (etwa 4 Fuß) La-pa und die konisch gebaute Hau-tung der Chinesen, welche mit ihren dumpfen, obertonarmen Naturtönen sich besonders als Signalinstrumente für kriegerische Zwecke eignete, die Sringa Indiens (gespr. Schringa) ein metallenes Kriegshorn in S- oder Halb-mondform, die Luren der nordischen Bronzezeit, die Salpinx des alten Griechenlands, die Chazozerab (Mehrzahl Chazozeroth) der Hebräer und die buc(c)ina, die tuba, der lutius und das cornu der Römer. Ans den mehr oder weniger konischen oder zylindrischen Mensuren der Rohre, den Mundstückforrnen, der Weite der Schallbecher und den verschiedenen Röhrenlängen kann man bei diesen Instrumenten der alten Zeit bereits auf Unterschiede der Klangfarbe und Tonbildung schließen. Von Interesse für uns ist es, die Entwicklung der engmensurierten zylindrischen Blechblasinstrumente zu den heute gebräuchlichen Posaunen aufzuzeigen. Die ,,Posaunen“ des Altertums – die älteren deutschen Übersetzer sind großzügig mit der Wortwahl, wenn sie Trompeten oder Posaunen beschreiben – wie die ,,Posaunen von Jericho“ oder die gelegentlich aus Silber ge-fertigten Chazozeroth wurden nach biblischer Überlieferung zur Zeit König Davids (1025 v.Chr.) und Salomos (999 v.Chr.) – z.B. Chron. II, Kap. 5, V.12 u. 13 oder Kap. 19, V.26, 27 und 28 – bei Tempeldiensten der Priesterkaste und als Kriegs- und Signalinstrument verwendet. Siehe bei Moses 4, Kap.10, V. 2-9, wo bereits verschiedene Arten des Blasens unterschieden werden. Ähnlich wurde die griechische Salpinx (Längenmaß nach einem Exemplar des Brüsseler Museums ,150 cm) als Signalinstrument benutzt. Der Klangcharakter dieser Instrumentes dürfte also gleich gewesen sein und wurde nur durch die durch verschiedene Längenmaße bedingten höheren bzw. tieferen Naturtonstimmungen verändert. Aristides Quintilianus – der griechische Musiktheoretiker etwa 100 Jahre nach der Zeitwende – schreibt in seiner ,“Organik“ (Instrumentenlehre) über die Salpinx. ,,Unter den Blasinstrumenten wird wohl jeder als männ-lich die Salpinx ansprechen wegen des Heftigen, Starken und Scharfen (ihres Klanges), als weiblich den phry-gischen Aulos, der jammernd und weinerlich klagend ist.“ Von den Römern sind uns vier Namen von Metallblasinstrumenten mit Kesselmundstück überliefert: tuba, buc(c)ina, carynx1 und cornu. Diese Instrumente – mit mehr oder weniger zylindrischem oder leicht konisch zulaufendem Rohr erklangen zu Signalzwecken im Heere.‘ Die Entwicklung des Mundstücks muß bereits in vorgeschichtlicher Zeit erfolgt sein, denn die Bronze- und Silbertrompeten aus dem Grabe des Tutanchamon (Ägypt. Museum in Kairo) lassen bereits deutlich abgesetzte Mundstücke erkennen.‘ Mundstücke aus der Römerzeit befinden sich auf der Saalburg, dem Römerkastell.‘ Die 1738 in Pompeji gefundenen Goldmundstücke sind im Vatikanischen Museum zu Rom zu sehen. Durch die Stürme der Völkerwanderung gingen die Überlieferungen in der Musikausübung zunächst verloren. Die neuen Lebensformen der Völker Europas im frühen Mittelalter brachten dann Instrumente, Instrumentennamen und neue Spielweisen hervor, wobei auch Altes wieder bekannt wurde und man an Altes anknüpfte. Das Wort buccinae (Einzahl buccina) ist durch einen Historiographen des byzantinischen Kaisers Constantinus V. Kop-ronymus (740 bis 775) überliefert. Der Mainzer Erzbischof Hrabanus Maurus (776-876) beschreibt in seinem Werk ,,De universo“ in dem Abschnitt ,,De bucinis et tuba“ die Blechblasinstrumente seiner Zeit.‘ So besteht die Mög-lichkeit, daß im Mittelalter das Wort buc(c)ina in folgenden Wortformen weiter entwickelt wurde: busune (busaw?), busaone busaune, altfranzösisch boisine, buisin, mittelhochdeutsch busine. Unser Wort ,,Posaune“ geht auf Martin Luther zurück. Im elften Jahrhundert kommen mit den Sarazenen vom Süden her ,,engmensurierte, mit glocken-, trichter- oder tellerförmigem Schallstück versehene, hell und schmetternd tönende Kesselmundstückinstrumente“ nach Europa (Sachs) – dadurch wurde in Europa die durch die Völkerwanderung verlorengegangene Kunst der Fertigung dünnwandiger Rohre wieder bekannt. Solche Instrumente nennen wir ,,Businen“, wir können von ihnen aus die Entwicklungsgeschichte unserer heutigen Blechblasinstrumente deutlicher verfolgen. Die Busine kann als eine Art Stamminstrument unserer Posaune angesehen werden. Man muß zwei Grundformen der Busine unterscheiden: 1. die konische Busine, aus der die Horninstrumente (Signalhorn, Waldhorn, Kornett usw.) hervorgegangen sind und 2. die engmensurierte, zylindrische Busine, aus der sich die Trompete und die Posaune entwickelten. Seit dem Jahre 1140 lassen sich eine Busine in der Diskantlage und eine tiefere und längere Busine in der Baßlage nachweisen, damit wird eine klangliche Unterscheidung in eine hohe und eine tiefe Busine möglich. In Italien fand sich der Name tromba (Mehrzahl trombe – so in Dantes Göttlicher Komödie – um 1300 – 22. Gesang: ,,Quando con trombe, e quando con campane“). Damit hängt das deutsche Wort Trompete zusammen. ,,Trombone“ heißt große Trompete, große Tromba (,,one“ ist im Italienischen die Silbe für die Vergrößerung), eine Be-zeichnung, die noch heute für das Wort Posaune im Französischen, Italienischen, Englischen und Russischen üblich ist. Die Form ,,trumba“ fand sich im Altdeutschen. Die zunehmende Länge der tiefen Busine erschwerte ihre Handhabung, so daß man aus Gründen der Verein-fachung und Verkürzung der Gesamtform eine zweifache 5-förmige Rückbiegung des Rohres vornahm. Der Posaunenzug entstand wahrscheinlich aus der 5-förmigen Rohrbiegung. Die ersten bildlichen Quellen des i6.Jahrhunderts zeigen schon die Form der modernen Posaune. Eine Frühe Dar-stellung findet sich in Sebastian Virdungs ,,Musica getutscht“. Im 19. Jahrhundert interessierte sich Heinrich Welcker von Gontershausen ,,Verfertigter musikalischer Instru-mente“ für die Frühzeit der Posaune und gab in seinem Werk ,,Neu eröffnetes Magazin musikalischer Tonwerk-zeuge“ Frankfurt (Main) 1855, 5. 147 einen Bericht, bei dem er sich auf den Lexikographen E. L. Gerber (,,Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (1812-1814) berief. ,,Die älteste Nachricht von einem deutschen Posaunenmacher datiert von 1520, in welcher Zeit Hans Meuschel (?) in Nürnberg (nach Doppelmayers Nachricht über Nürnberger Künstler) schon vorzügliche Posaunen verfertigt haben soll. Papst Leo X. ließ bei diesem Künstler sogar einige silberne Posaunen verfertigen, für die er ihn reichlich be-schenkt haben soll. Meuschel war aber auch zugleich der erste deutsche Virtuose auf der Posaune. In Gerbers altem Tonkünstler-Lexikon, Teil II, pag. 21, wird ein Hans Neuschel Hofmusikus Kaiser Maximilians 1. Als großer Meister auf der Posaune angegeben, offenbar eine und dieselbe Person mit dem oben gennanten Meuschel, M. gab Albrecht Dürer 1512 den Auftrag eine Zeichnung anzufertigen er bemerkte „und der Neuschel solle der Maister sein.“
Ein paar Posaunisten Witze
Ein bekannter Posaunist hat versehentlich 2 Engagements angenommen, eines bei den Philharmonikern und eines im städtischen Orchester. Einen Job muss er nun abgeben. Er fragt seinen Hausmeister: „Sagen sie mal, können sie mich am Sonntag mit der Posaune im städtischen Orchester vertreten?“ – „Ich kann doch gar nicht Posaune spielen!“
Ist doch nicht schlimm, da sitzen noch 5 andere Posaunisten, sie machen einfach das, was die vormachen!“ Der Hausmeister lässt sich überreden und zieht davon. Am Montag treffen sich die beiden wieder. „Na, hat alles geklappt?“ fragt der Posaunist. „Von wegen geklappt,“antwortet der Hausmeister, „die anderen 5 waren auch Hausmeister!“
Was ist ein Gentleman ? – Jemand, der Posaune spielen kann, es aber nicht tut.
Woran erkennt man, daß ein Posaunist an der Haustür klingelt?
Die Klingel schleppt.
Wieviel Posaunisten braucht man, um eine Glühbirne einzuschrauben?
– Sechs – einer hält die Glühbirne und die anderen fünf saufen, bis der Raum sich dreht.
Was ist die Dynamik einer Baßposaune?
Entweder an oder aus.
„Wie ist denn dein neuer Freund, der Posaunist?“
„Nicht schlecht, aber beim Küssen hab ich immer so einen Blechgeschmack im Mund.“
Die Posaune ist nicht aus Gummi, wie man fälschlicherweise annehmen könnte, sondern auch aus Blech, man kann sie aber beliebig lang ziehen und wieder zurückschnorren lassen. Manche Posaunisten können so hoch blasen, daß sie unten wieder herauskommen. Die tiefen Töne klingen direkt vorsintflutlich und verbreiten oftmals einen penetranten Schwefelgeruch! Posaunisten sind Choleriker.