Die Flöte

Dörte, Sina und Julia (von links) Es fehlen: Teresa Harms und Pia Strodthoff

Die Querflöte

Es scheint als sei die Querflöte von allen Flöte als letzte entstanden. Man vermutet, daß sie von den Nomaden in Zentralasien erfunden wurde, und von dort zusammen mit den Ziegen und Schafen nach Europa kam.
Wahrscheinlich tauchte sie am Ende der Steinzeit auf und war in der Antike eher eine Seltenheit. Eventuell wurde sie auch unabhängig voneinander in verschiedenen Gegenden entwickelt.
Die folgenden Beispiele für Funde, die auf Querflöten hinweisen, sind darum nicht so recht einzuordnen. Sie stellen lediglich Fragmente dar, die kein geschlossenes Bild ergeben.
Die allerersten Flöten aus prähistorischer Zeit wurden aus Tierknochen hergestellt. Leider läßt sich bei vielen Funden nicht mehr rekonstruieren, wie sie gespielt wurden, bzw. sicher sagen, daß es sich wirklich um bewußt hergestellte Instrumente handelt. Oft liegen heute nur noch Bruchstücke vor.
Erste schriftliche Zeugnisse findet man in der chinesischen Poesie ( Schï-djing). Man ordnet der Querflöte das Zeichen tschï zu. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts nach Christus wird dieses Schriftzeichen in einem Lexikon eindeutig mit der Querflöte in Verbindung gebracht. Dort heißt es, daß es schon im ersten Jahrtausend vor Christus existierte. Ob es jedoch von Anfang an immer die gleiche Bedeutung hatte, läßt sich hieraus nicht feststellen.
Auch ein indisches Grabmal (Stupa Sanchi) aus dem 1. Jahrtausend nach Christus trägt Reliefs, in denen Querflöten dargestellt werden. Diese werden allerdings nach links gespielt. Reliefs an einem Tempel auf Java sind die ersten Abbildungen rechts gespielter Flöten.
Im alten Griechenland kannte man die Querflöte anscheinend nicht. Erst in der hellenistischen Epoche taucht hier eine Wort-Neuschöpfung auf, die die Querflöte bezeichnet: Photinx.
Das früheste eindeutige Bild einer Querflöte findet sich auf einem etruskischen Relief aus der Nähe von Perusa. Es stammt aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus. Die Etrusker scheinen das Instrument überhaupt sehr geschätzt zu haben, da uns aus ihrer Kultur viele Abbildungen der Flöte erhalten geblieben sind. 
Auch Münzen mit Bildnissen von Flötisten sind uns überliefert. Eine stammt beispielsweise aus der Ortschaft Baniyas (Früher Caesarea Panias) und wurde im Jahr 169 n. Christus geprägt. Ursache für häufige Darstellungen von Flöten in dieser Gegend ist der Gott Pan. Ihm wurde eine Grotte nahe der Stadt geweiht.
Die Römer übernahmen die Querflöte von den Etruskern. Das lateinische Wort „tibia“ bezeichnet sowohl Schienbein als auch Blasinstrument, was nochmals auf die Frühzeit des Instruments verweist.

ByzanzByzantinische Funde zeigen Querflötisten in Elfenbein, auf Pergament und auf Fresken. Es handelt sich hierbei um die frühesten mittelalterlichen Darstellungen. Auch hier wird die Flöte weiterhin nach links gehalten. Die Musiker gehörten dem Berufsstand des Schaugewerbes an. Im elften Jahrhunder findet sich eine Darstellung mit nach rechts gespielter Flöte. Sie illustriert ein Gedicht.
Das Abendland
Die abendländischen Funde stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Die älteste Darstellung stammt aus der Klosterschrift Hortus deliciarium aus Landsberg und stellt eine Querflöte spielende Sirene dar. Weitere Abbildungen finden sich in anderen Kloster-Handschriften . Weil lediglich eines der gefundenen Bilder eine rechts gespielte Flöte zeigt, läßt sich vermuten, daß auch hier noch die links gehaltenen Instrumente vorherrschend waren. Da in der Frühzeit in Europa rechst gespielt wurde, und nur asiatische Abbildungen Links-Flöten zeigen, kann man annehmen, daß das Instrument hier vergessen und am Anfang des 2. Jahrhunderts aus Byzanz wieder eingeführt wurde.
Die zu den Zeichnungen gehörenden Texte bezeichnen die Flöte als swegel. Dieser Wortstamm lebt noch heute im Slowenischen (swégla) und Kroatischen (zvegla) weiter. Neben dem Instrument bezeichnete dieser Ausdruck auch den Schienbeinknochen. Die Wort-Verwandtschaft deutet darauf hin, daß auch im Mittelalter noch Flöten aus Knochen gebaut wurden. Diese Vermutung wird durch zahlreiche Funde untermauert.
Andere übliche Bezeichnungen sind: fistula, pipa (lat.) und pfife (althochdeutsch). Alle diese Worte bezeichnen auch andere hohe Blasinstrumente und sind somit unspezifisch.
Im 12. Jahrhundert tauchen erstmals Formen des Wortes flûte im Französischen auf (Vermutlich von lat. flatus). Dieser Ausdruck wird von den benachbarten Sprachen lautähnlich übernommen. Zu Anfang bezeichnet er jedoch noch die Block- und die Querflöte. Eine sprachliche Trennung erfolgt erst im 13. Jahrhundert.
Im 14. Jahrhundert wird die Querflöte in Deutschland beinahe in der Mitte geblasen. Das zeigt eine Abbildung der „Manesse Handschrift“ sowie ein zeitgenösischer Bericht über deutsche Flötisten.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fand die Technik des Buchdruckes allmählich auch Verwendung im Bereich der Musik. Diesem Umstand verdanken wir die ersten Lehrwerke für verschiedene Instrumente (z. B. Sebastian Virdung: Musica getutscht, Basel 1511; Martin Agricola: Musica Instrumentalis deudsch, Wittenberg 1528). Auch einige Instrumente aus dieser Zeit konnten unversehrt geborgen werden.
Die „Querflötte“ distanzierte sich damals langsam von den schrilleren Volksinstrumenten. Im Gegensatz zu den militärischen „Schweitzerpfeiffen“ zeichnete sie sich durch einen weicheren Klang dank einer weiteren Mensur aus und avancierte damit zum Kunstinstrument.
Die Renaissance-Querflöten wurden einteilig mit zylindrischer Bohrung gebaut. Es gab insgesamt 6 Löcher, keins davon für den Daumen. Die Löcher waren klein (ca. 6 mm). Das Mundloch wurde kreisrund gebohrt.
Mit der üblichen Anordnung der Tonlöcher konnten keine Dur- oder Molltonleitern gespielt werden, sondern nur die mittelalterlichen Hexachorde.
Michael Praetorius hielt den Stand der Entwicklung des Instrumentes 1619 im zweiten Band von „Syntagma Musicum“ ebenso fest, wie Père Marin Mersenne in Harmonie universelle, wo er sie flûte allemand nannte.Vom 16. zum 18. Jahrhundert hin veränderte die Querflöte sich entscheidend. War die innere Bohrung zu Anfang noch zylindrisch gewesen, so findet sich im 18. Jahrhundert bereits in Mittelstück und Fuß eine konische Innenbohrung. Diese Veränderung zeichnet sich deutlich in den neuen Griffbildern der Lehrwerke ab.
Damals waren die Flöten bereits dreiteilig. Zum Anpassen der Stimmung, die damals von Ort zu Ort variierte, verfügte jedes Instrument über mehrere austauschbare Mittelstücke. Die sechs Grifflöcher ermöglichten inzwischen das Spiel von Dur-Tonleitern. Der Tonumfang reichte vom eingestrichenen d bis zum dreigestrichenen a, wobei Quantz das dreigestrichene e als den höchsten brauchbaren Ton bezeichnete.
Nachträglich wurde diesem System ein zusätzliches Loch, das für neue Tonarten erforderlich wurde, hinzugefügt. Da das neue 7. Loch (dis) mit den Fingern auf herkömmliche Art nicht zu erreichen war, wurde die erste Klappe angebracht. Das Ergebnis war vor allem eine verbesserte Intonation und ein größerer Tonumfang. 
Zwischen 1720 und 1830 versuchten sich zahlreiche Musiker an der Verbesserung des Instrumentes. Neue Klappen und Löcher wurden zugefügt. Die meisten Änderungen brachten jedoch genauso viele Vor- wie Nachteile, so daß sich viele von ihnen nie ganz durchsetzten und bald wieder vergessen waren.
1751 wurde vermutlich in Frankreich die Baßflöte erfunden. Nach heutigen Bezeichnungen müßte sie allerdings Altflöte heißen. Da die Länge der Flöte die direkte Bedienung der Löcher unmöglich machte, war man gezwungen, weitere Klappen anzubringen. Dadurch wurde möglicherweise auch die Entwicklung der Konzerflöte beeinflußt.
Um 1770 versuchte man im nächsten Schritt, die Gabelgriffe durch zusätzliche Löcher und Klappen überflüssig zu machen. Dies gelang. Schließlich blieb nur für das C ein Gabelgriff erforderlich. Diese letzte Lücke wurde später von Johann Georg Tromlitz geschlossen. Die entstandene Mechanik war allerdings reichlich wackelig und unzuverlässig. Ein schnelles und sauberes Spiel war auf diesen Instrumenten beinahe unmöglich.
Der hauptsächliche technische Nachteil der damaligen Instrumente lag darin, daß die Grifflöcher nach der Spannweite der Finger gesetzt wurden. Alle Maße entsprachen nur der Erfahrung der Flötenbauer und folgten keinen akustischen Erkenntnissen. 
Das verbreiteste Material war Buchsbaum, der durch den feuchten Atem aufquoll und zu einer trotz aller technischen Verbesserungen immer noch ungenügenden Intonation führte. Daneben wurden aber auch Ebenholz, Grenadill, Ahorn oder Elfenbein verwendet.
Johann Sebastian Bach schrieb erst nach einem Besuch der Oper in Dresden (1730) Stücke für die Flöte. Wahrscheinlich hatte er dort jemanden spielen hören, der Eindruck auf ihn gemacht hatte. Auch nach diesem Zeitpunkt kamen in seinen Werken aber immer entweder Block- oder Querflöten zum Einsatz. Ursache hierfür war vermutlich, daß beide Instrumente von den gleichen Musikern gespielt wurden. Dennoch setzte Bach offensichtlich auf sehr talentierte Flötisten, da seine Stücke mehrfach Töne über dem dreigestrichenen f verlangen.
Ein Meilenstein der Flötengeschichte ist das Buch Les Principles de la Flute Traversiere (1707) von Jacques Hotteterre (le Romain). Er ist Vertreter einer bedeutenden Flötisten-Familie.
Der Beginn des 18. Jahrhunderts brachte der Flöte eine Blütezeit. Mit verantwortlich dafür waren Musiker wie oben genannter Jacques Hotteterre, John Loeillet und Johann Joachim Quantz. Die Tatsache, daß die Flöte auch am französischen Hof sehr beliebt war, machte sie in ganz Europa, das sich ohnehin stark an Frankreich orientierte, salonfähig.
1832 brachte dann endlich Theobald Boehm eine völlig neue Flöte hervor. Er ließ beinahe nichts beim alten. Statt Holz verwendete er Metall, die Dicke der Rohrwand, Anzahl, Größe und Anordnung der Löcher, sogar das Mundloch wurde von ihm verändert. Trotz vieler kritischer Stimmen (allen voran Tulou) zu Anfang, setzte sich das neue Instrument aber durch. Der allgemeine Durchbruch in Frankreich erfolgte, als 1860 Dorus den Lehrstuhl am Pariser Konservatorium übernahm.
Das Instrument von 1832 war eine Ringklappenfllöte. Die Bohrungen für die Grifflöcher waren ausschließlich nach akustischen Experimenten plaziert. Da so nicht alle erreicht werden konnten, verfügte das Instrument über eine völlig neuartige Klappentechnik. Diese erste Version hatte noch immer einen zuylindrischen Kopf und war erst ab dem Mittelstück konisch.
Da Böhm mit diesem Ergebnis noch nicht zufrieden war, erschien 1847 ein neues Modell. Nach dem Studium der Akustik beruhte die neue Anordnung der Klappen ausschließlich auf exakten Berechnungen. Die Innenbohrung wurde quasi umgekehrt: die neue Flöte hatte einen zum Kork hin parabolisch geformten Kopf und dafür zylindrische Fuß- und Mittelstücke.
Die erste Goldflöte wurde 1869 von Louis Lot gebaut. Neben Silber und Gold sind heute für den Flötenbau folgende Materialien gebräuchlich: vergoldetes Silber, Weißgold, Neusilber (Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel), Platin und Palladium.
Nach Böhms einschneidenden Verbesserungen nahm die Verbreitung der Flöte rasch zu. Die bessere Intonation und flexiblere Fingertechnik bewegte viele Komponisten dazu, Werke für das neue Instrument zu schreiben. Mit der neuen Literatur steigerten sich auch die musikalischen Leistungen, neue Techniken wie die Flatterzunge hielten Einzug. Durch Lehrer wie Taffanel, Gaubert und natürlich Moyse gewann Ende des vergangenen Jahrhunderts Frankreich eine Vormachtstellung in der Flötenwelt.
Mit Fug und Recht kann man die Querflöte als Modeinstrument unserer Zeit bezeichnen. Ein Indiz hierfür sind die stets überlaufenen Flötenklassen an den Musikschulen. Auch Künstler wie James Galway, James Newton oder Jethro Tull gewinnen für die Querflöte Liebhaber, indem sie neue Musikbereiche für das Instrument erschließen.
Natürlich wird auch heute weiter experimentiert und geforscht, um das Instrument zu verbessern. Besonders im Bereich der Polster bieten neue künstliche Materialien Alternativen. Auch Anpassungen für sehr junge Flötisten sind ein großer Markt.
Entwicklungen im Rahmen neuer Spieltechniken führen zu zusätzlichen Bohrungen und Klappen.
Als Beispiele seien hier die Matusi Flöte von Matthias Ziegler und die Kingma-Flöte genannt.
Bei ersterer befindet sich in der Nähe des Daumens eine zusätzliche Bohrung, die durch eine Membran verschlossen ist. Während des Spiels schwingt die Membran mit und erzeugt einen Klang, der an chinesische Bambusflöten erinnert. Ein Dämpfer ermöglicht es, diesen Effekt bei Bedarf abzustellen.
Mit der Kingma-Flöte ist es möglich Mehrklänge, Glissandi und Viertelstöne zu erzeugen
Eine weitere neue Flöte baut auf neue Materialien. Bei der Matit-Flöte sind Korpus und Kopf aus Carbonfasern. Bei der Mechanik sind die Federn durch Magnete ersetzt. Polster gibt es bei diesem Instrument nicht mehr.

Infos über das Studium der Querflöte

Dauer

16 (10+6) Semester

Inhalt

Prüfungsfächer:

1. Studienabschnitt:
Vorprüfungen: Theorie der Musik, Geschichte der Musik, Klavier, Ensemble, Orchester
Diplomprüfung: Flöte

2. Studienabschnitt:
Vorprüfungen: Theorie der Musik, Geschichte der Musik, Neue Musik, Ensemble, Orchester, Chor
Diplomprüfung: Flöte

Prüfungen

2 kommissionelle Diplomprüfungen

Abschluß

Mag. art.

Standorte

Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien
Hochschule für Musik und darstellende Kunst „Mozarteum“ in Salzburg
Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz

Berufe

InstrumentalmusikerIn